Labelaufkleber |
Label: |
Fontana Spezial |
Bestell-Nr: |
6434 089 |
Jahr: |
1971 |
Status: |
LP ist nicht mehr im Handel erhältlich |
Auf der LP selbst gibt keine Titelübersicht. Dies ist eine selbst erstellte Übersicht über den Inhalt:
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Folgender Text ist von der LP abgeschrieben:
"Ostfriesland Regierungspräsident Hans Beutz hat erklärt, gerade die Ostfriesen seien leidenschaftliche Erfinder und Erzähler der Ostfriesenwitze. Der Erfolg dieses Humors sei an Ort und Stelle spürbar: Seitdem sich die Ostfriesen-Witze wie eine Lawine verbreiteten, habe der Urlauberstrom in diesem Landstrich stark zugenommen!
Das heißt: Wer Ostfriesen-Witze erzählt, macht sich um das Vaterland verdient!
Betrachtet man die Ostfriesenwitze aus einigem Abstand, so fällt auf, wie viele Elemente aus längst bekannten Witz-Arten darin enthalten sind: Die knappe Form von Radio Eriwan, die Weltfremdheit der Schildbürger, die Sparsamkeit der Schotten, die Langsamkeit der Schweizer, ja selbst die Nabelschau der Texaner.
Plötzlich hat unsere witzarme Zeit ein neues Thema entdeckt, und schon schüttet sie ihr ganzes Füllhorn an Pointen, Gags und Bosheiten über die Ostfriesen aus. Aus Neid? Aus Aggressionen über eine Minderheit?
Neu ist das nicht. Aber im Gegensatz zu früheren Perioden, die der bespöttelte Ostfriese in ohnmächtiger Wut durchstand, taucht heute ein völlig neues Phänomen auf: Der Ostfriese fängt den Ball auf, erfindet selber Ostfriesen-Witze, oft sogar typischer und besser noch als die von Fremden. Selbst eine so angesehene ostfriesische Druckerei wie die von Gerhard Rautenberg in Leer bringt ein Büchlein "Ostfriesen-Witze" heraus.
Jüngster Stand: Die Ostfriesenwitze werden regelrecht umfunktioniert in eine Art "Ostfriesen-Latein", der Ärgerstau der Ostfriesen fließt ab in befreiendem Lachen. Etwa nach dem alten Goethe-Wort:
Wer sich nicht selbst zum besten haben kann, der ist bestimmt nicht von den Besten"
Vom Künstler selbst gibt es auf der LP-Rückseite folgende Aussage:
"Alle Welt lacht über Ostfriesen-Witze. Doch die meisten wissen über Ostfriesland nicht mehr, als daß es dort Tee, Windmühlen und Kühe gibt. Vielleicht fällt Ihnen, wenn sie von Ostfriesland reden, noch der Seeräuber Störtebeker ein - aber gerade dieser trinkfeste Gesell war kein Ostfriese.
Wer denn?
Nun die Amerikaner wären vielleicht noch längst nicht auf dem Mond gelandet, hätte es nicht den Ostfriesen Johann Fabricius gegeben. Fabricius, ein Zeitgenosse Keplers und Galileis, entdeckte die Sonnenflecken und die Sonnenrotation; er lieferte damit einen entscheidenden Beitrag zur Gravitationslehre, ohne die jede Raumfahrt undenkbar ist.
Der Ostfriese Ocko tom Broek war im 14. Jahrhundert Feldherr des damals mächtigen Königreichs Neapel. Seine Truppen schlugen die Ungarn, schlugen das Mailänder Heer. Und als Ocko aus Süditalien nach Ostfriesland heimkehrte, fuhr er auf dem Seeweg zurück: Durch das Mittelmeer, den Atlantik und die Biskaya. Um es zeitlich richtig einzuordnen: Das war mehr als ein Jahrhundert vor Columbus!
Tilly, der Nachfolger Wallensteins als Führer des kaiserlichen Heeres im Dreißigjährigem Krieg war ostfriesischer Abkunft. Wie das Schicksal so spielt: Sein Gegner auf der schwedischen Seite war Gustav Adolfs Feldmarschall Dodo zu Inn- und Knyphausen - ebenfalls ein Ostfriese. Und die Truppen, die der Ostfriese Wilhelm zu Inn- und Knyphausen als Generalmajor unter englischer Flagge befehligte, schlugen am 11. September 1777 in der Schlacht am Brandywine die Armee des George Washington.
Berühmte Ostfriesen gibt es aber auch in anderen Bereiche. Zwei Ostfriesen beispielsweise waren preußische Minister. Oder: Der angesehene CDU-Politiker Gerhard Schröder hat ostfriesische Vorfahren. Und: Im Sport stellten die Ostfriesen Deutsche Meister, Weltmeister und Olympia-Teilnehmer.
Hier sollte man auch gleich mit der Mär aufräumen, in Ostfriesland seien die Kühe hübscher als die Mädchen. Elaine Stewart, einer der attraktivsten Schauspielerinnen Hollywoods, stammt nämlich aus Ostfriesland. Als Kind hieß sie allerdings Elise Steinberg. Und weil wir gerade bei Show-Business sind: Das derzeit erfolgreichste Pop-Kabarett, Insterburg & Co., besteht zur Hälfte aus Ostfriesen.
Daß die Ostfriesen einen Nobelpreisträger hervorgebracht haben, wissen selbst die meisten Ostfriesen nicht. Aber Rudolf Eucken war wachechter Auricher. Er erhielt seine hohe internationale Ehrung übrigens keineswegs - wie Fremde bei einem Ostfriesen vermuten könnten - für naturwissenschaftliche Leistungen. Nein, dieser Ostfriese widerlegt alle landläufigen Ansichten, in Ostfriesland gebe es weder Kunst noch Kultur: Rudolf Eucken erhielt den Nobelpreis für Literatur. Er steht in einer Reihe mit Thomas Mann, Ernest Hemingway, Boris Pasternak, G.B. Shaw und Jean Paul Sartre.
Dabei leben in Ostfriesland - zählt man die nach dem Kriege dort heimisch gewordenen Flüchtlinge nicht mit - nur rund eine Viertelmillion originale Ostfriesen. Das sind etwa so viele Einwohner, wie die Hamburger Stadtteile Altona und Eimsbüttel haben.
Wie viele Nobelpreisträger hat Altona eigentlich hervorgebracht? Wie viele Hollywood-Stars stammen eigentlich aus Eimsbüttel?
Hannes Flesner (Ostfriese)